Eine runde Sache

Die Feier war vom Anfang bis zum Ende eine runde Sache. Der Urlaub war sehr schön, einfach eine runde Sache. Jeder von uns kennt die Redewendung und hat sie schon in zahlreichen Alltagssituationen benutzt. Oftmals gebrauchen wir die Aussage im Zusammenhang, wenn eine Sache gut gelungen oder gut gelaufen ist. 

In dem Beitrag will ich versuchen, die Herstellung einer Holzkugel und die daraus resultierende runde Form näher in Augenschein zu nehmen.

Ein Kreis oder eine Kugel steht für eine Einheit. Eine Kugel hat keine Kanten und wirkt somit auf uns sehr harmonisch und ruhig. Es gibt keinen Anfang und kein Ende und ist somit endlos. Für mich sind hier drei Fragen von besonderer Bedeutung.

Was finden wir an einer runden Kugel so schön? 

Ist es möglich, dass wir positive Bilder aus unserer Lebenskugel entnehmen können?

Können wir vielleicht Anhaltspunkte für eine „innere Mitte“ finden? 

Was finden wir an einer Kugel so schön?

Zunächst versuche ich auf die erste Frage eine Antwort zu finden. Hierbei muss klar sein, dass die Ästhetik oder Schönheit eines Gegenstandes immer im Auge des Betrachters liegt. Wie schon oben beschrieben, kann uns schon die alleinige Betrachtung einer Kugel positiv stimmen. Ein weiterer Grund könnte durchaus die Monotonie unserer eigenen rechtwinkligen Wände sein. Die Kugel bietet hier einen schönen Kontrast zu unserem üblichen Umfeld.

Ein weiterer Aspekt den ich häufig beobachte ist, dass eine Kugel gerne in die Hand genommen wird. Dabei zeigt sich immer wieder das gleiche Phänomen. Die Kugel wird in den Handflächen in alle Richtungen gedreht und abgetastet. Somit gewinnen wir Informationen über Oberflächen- und Farbstruktur. Oftmals wird eine glatte und sehr fein geschliffene Oberfläche favorisiert. 

Aus einem zunächst sehr groben Holz entsteht eine gleichmäßige, runde konvexe Form. Das Holzbild auch Fladerung genannt, macht die Kugel zu einem einzigartigen Unikat. Dabei werden gerade Wuchsfehler, Ausbrüche oder Unregelmäßigkeiten innerhalb der Kugel, besondere Beachtung geschenkt. Mit der Berührung eines wohlgeformten und langsam gewachsenen Stück ´s Natur verbinden wir offensichtlich positive Gefühle. 

Gleiten wir mit unserer geöffneten Hand über die Kugel scheinen einige Stellen spiegelglatt, ja perfekt zu sein. Plötzlich kommt dann wieder der Moment, in der eine fehlerhafte Position ertastet werden kann. Dabei gleicht keine Kugel einer anderen Kugel. Eben so wie bei uns Menschen. 

Die Lebenskugel

Die zweite Frage ist, welche positiven Bilder uns eine Kugel vermitteln kann. Jeder von uns wird zunächst durch seine Eltern geprägt. Durchläuft dann verschiedene Lebenskreuzungen wie Schule, Beruf, Freundeskreise, Beziehungen (Ehe), Schicksale usw. Sehen wir uns in der Position einer Kugel, dann könnte man sagen, die Lebens – Kugel bewegt sich Tag für Tag immer ein Stück weiter. Einige Hindernisse überrollen wir gut und andere benötigen unter Umständen Umwege oder mehrere Anläufe. Auch das Scheitern an einer Hürde kann möglich sein und lässt uns evtl. andere Wege einschlagen.

Gerade bei schwierigen Kreuzungen und Lebenssituationen, gerät unsere Lebenskugel ins stocken und benötigt einen Impuls in eine andere Richtung. Auch die Suche nach Sinn und Selbstwirksamkeit scheint in der gegenwärtigen Zeit eine immer wichtigere Stellung einzunehmen. Der Markt an Personal Coaching und spiritistischen Angeboten ist dabei so überladen, dass wir schnell orientierungslos werden können. Trotz immer mehr Möglichkeiten scheint die Unzufriedenheit in einigen Bereichen innerhalb unserer Gesellschaft zu steigen! Antworten auf zentrale Fragen des Daseins scheinen bei vielen Menschen nur unzureichend befriedigt.

Die innere Mitte

Vielleicht finden wir eine kleine Richtschnur und Orientierung bei einer einfachen Holzkugel. Holz nimmt je nach Umgebung Wasser auf oder gibt es wieder ab. Dadurch verändert sich mit den Jahren die zunächst sehr präzise runde Form zu einem ovalen Objekt. Rollt man die Kugel auf einem geraden Untergrund können durch die Umwuchten kleinere Sprünge entstehen. Auch Ausbrüche oder unterschiedliche harte und weiche Zonen innerhalb des Holzes können ein Grund für dieses Phänomen sein.

Wie schon oben beschrieben, macht auch unsere Lebenskugel im Verlauf unseres Lebens die unterschiedlichsten Erfahrungen. Einige Erfahrungen schleifen die Kugel sehr schön rund und lassen uns schnell vorankommen. Andere wiederum sind von Hass, Neid, Enttäuschung und Wut geprägt. Aus manchen kommen wir gestärkt heraus und andere werden uns zur Last. Es entstehen Vertiefungen und Narben innerhalb der Lebenskugel. Diese innerhalb unserer runden Form zu verarbeiten ist dabei ohne externe Hilfe nicht immer so schnell möglich. 

Die Suche zum Mittelpunkt der Kugel und zu unserer inneren Mitte beginnt somit immer wieder von Neuem.

Hierzu eine eigene Überlegung. Gott hat uns bewusst unterschiedlich geschaffen. Wir sind nicht alle aus dem gleichen Holz geschnitzt. Auch haben wir härteres Holz (Stärken) und weicheres Holz (Schwächen) mit hunderten von Zwischenstufen. Je nach Persönlichkeitsstruktur und Hilfesystem gehen wir mit Prüfungen innerhalb unseres Lebens unterschiedlich um. Gott hat uns auch die Freiheit geschenkt, die unterschiedlichsten Erfahrungen und Angebote zu nutzen. Dabei muss jeder für sich selbst prüfen, ob er mit seiner (neuen) Ausrichtung Antworten bekommt und seine Lebenskugel positiv ins Rollen bringen kann. Einige Sprünge unserer Kugel, wird Gott dabei leichter und andere härter abfedern. Er kennt mich und meinen Weg genau und weiß, dass ich nicht nur runde Formen habe. Dabei sollte ich auch immer wieder versuchen, positiv mit mir und meinen Mitmenschen umzugehen. Mit Gott an meiner Seite und Vertrauen auf ihn, wird mein Leben und mein Weg zu einer runden Sache. Die Vernarbungen lässt Gott in schöne Farbbilder wandeln. Mit Gott kommt Farbe ins Leben.