Wie sich die Schönheit des Baumes verwandelt

Einleitung

Mich freut es sehr, dass du dich für diesen Blogbeitrag interessierst. Ich will dir von dem spannenden Entstehungsprozess, „Wie sich die Schönheit des Baumes in eine dekorative Schale verwandelt“ erzählen: Wie kann aus einem uralten Walnussbaum eine dekorative Schale entstehen? Bei diesem Beitrag ist mir wichtig, den Baum in den Mittelpunkt des Herstellungsprozesses zu stellen. Können wir bei Bäumen mehr als nur das reine Holz nutzen? Vielleicht kannst auch du etwas für dich mitnehmen?

Durch einen ehemaligen Schreiner-Kollegen bin ich an einen sehr alten Nussbaum gekommen. Da Nussbaum mein absolutes Lieblingsholz ist, habe ich mich an einem herrlichen Herbsttag aufgemacht, um in voller Vorfreude die ersten Stücke des Holzes in mein Holzlager zu transportieren. 

Die Schönheit des Baumes betrachten, staunen und dankbar sein dafür

Auf der Streuobstwiese angekommen, war ich zunächst erstaunt, welche gewaltigen Ausmaße dieser Stamm hat. Da sich der Stamm an einem Stück nur schwer transportieren ließ, mussten kleinere Stammstücke gesägt werden.

Nach dem ersten Schnitt an diesem Tag schalte ich die laute Motorsäge aus und bewundere die schönen Farben des Holzbildes. Erst jetzt war mir bewusst, was für einen Schatz ich hier habe. Beim Betrachten des gewaltigen Stammes macht sich bei mir ein Gefühl der Ehrfurcht, Hochachtung und Wertschätzung breit. Der Walnussbaum hat grob geschätzt ein Alter von 90 – 100 Jahren. Der Baum stand am Wegesrand und wurde wahrscheinlich nach dem 1. Weltkrieg gepflanzt. Verrückt, hier liegt, in Jahre gemessen, ein Menschenleben vor mir. So langsam gewachsen und mit nur einem Sägeschnitt getrennt. 

Zudem zeigt sich mir hier als erster Betrachter überhaupt ein faszinierendes Holzbild – ein Wunder der Natur – ein Wunder der Schöpfung. 

Achtsamkeit beginnt da, wo ich etwas betrachte. In der Gegenwart sein, bedeutet im Moment sein und Dankbarkeit ausdrücken. Ich bin dankbar. 

Wunden des Lebens

Der Walnussbaum musste auf Grund von Kernfäule, wie auf dem Bild zu sehen ist, bedauerlicherweise gefällt werden. Das tote Holz nimmt dabei eine schwammige Konsistenz an und lässt sich dabei leicht mit den Fingern heraus pulen. Eine Wunde, die das Leben des Baumes sichtlich verkürzt. Diese Teile des Baumes sind für die Verarbeitung nutzlos und müssen im weiteren Herstellungsprozess zur Schale berücksichtigt werden.

Jedoch hat dieser Pilzbefall und die dadurch entstehenden Wunden, eine sehr positive Begleiterscheinung. Wie auf den weiteren Bildern erkennbar wird, sind es genau diese Fehler im Holzbild, die das Holz und später die Schale als ein einzigartiges Kunstwerk darstellen. Diese dauerhaften Narben sind Zeichen und Reaktionen des Baumes auf Einflüsse von außen. Haben wir nicht auch manchmal Einflüssen von außen standzuhalten? 

Wunden prägen uns, lassen uns vielleicht im Leben ein Stück verweilen, bieten aber auch die Chance, dass sie uns weiter bringen und wir uns entwickeln können. 

Einteilung des Stammes

Um den Stamm für spätere Holzarbeiten zu nutzen, muss Spannung aus dem Holz genommen werden. Hierzu teile ich die Stücke in der vertikalen Achse entlang der Markröhre. So wird ein späteres Einreißen durch Trocknung um ein Vielfaches vermieden. 

Bei den Größendimensionen des Stammes wurde mir klar, dass sehr große Schalen möglich sind. Trotzdem wurde meine Vorfreude ein wenig gedämpft, da ich die Dimensionen ein wenig unterschätzt hatte. Da selbst die Hälfte des Stammstückes ein enormes Gewicht hatte und ein Tragen unmöglich war, musste ich das Material Stück für Stück auf den Anhänger schieben. Eine sehr schweißtreibende Arbeit, da der Anhänger 30 Meter entfernt stand. 

Nach dem Auftrennen

Nach dem Auftrennen im Tangentialschnitt, der senkrecht zu den Jahresringen ausgeführt wird, zeigt sich die Schönheit des Holzes aus einer ganz anderen Perspektive. Diesen spannenden und besonderen Moment genieße ich immer wieder in vollen Zügen.Was verborgen war, kommt jetzt mit einer unglaublichen Schönheit zum Vorschein. 

Die hellen Splint- und die dunklen Kernholzbereiche werden nun noch deutlicher sichtbar. Ebenso die Kernfäule und deren Ausmaße der Zerstörung zeigen sich in diesem Arbeitsschritt. Der Duft von frisch geschnittenem Holz macht sich zunehmend breit. Das Holzbild schimmert matt in der Herbstsonne. Die Holzfärbung ist einfach wunderschön. 

Meditatives Drechseln

Zurück in meiner Werkstatt wird die Schale noch im nassem Zustand  gedrechselt. Dabei wird zunächst die Außenform und ein Fuß angedreht. Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird die Schale um 180 Grad gedreht und umgespannt. Jetzt lässt sich die Schale Schnitt für Schnitt von innen aushöhlen. Bei dieser Größe ist dies eine sehr zeitaufwendige, aber unwahrscheinlich meditative Angelegenheit. 

Zur Vorbereitung werden meine Werkzeuge im Schleifgerät geschärft. Gehör- und Sichtschutz wird angenehm angepasst. Die Handauflage wird auf die richtige Höhe gestellt. Ich suche die richtige Drehzahl meiner Maschine, damit sie nicht unkontrolliert vibriert. Ich lehne mich angenehm an den blauen Teil der Maschine, der Reitstock genannt wird. Die Verbindung zur Maschine ist wichtig und ich kann die weiteren Schritte kontrolliert ausführen.Nun kann es losgehen. Ich suche den Ansatzpunkt vom Schalenrand und warte bis die ersten Späne durch die Luft fliegen. Wenn alle Parameter stimmen, lässt sich ein sauberer Schnitt bis zum Schalenboden ausführen.

Es ist ein unbeschreiblich schöner und meditativer Moment, wenn die Späne sauber fließen und fliegen. Das feuchte Holz spritzt mir regelrecht gegen die Schutzscheibe meines Sichtschutzes. Schicht für Schicht und Jahr für Jahr werden abgetragen. Bei jedem neuen Ansetzen des Werkzeugs, gehe ich kurz in mich und überlege mir, wie das Holz die Form weiter vorgibt. Immer mehr komme ich in einen Zustand indem alles in einen Automatismus übergeht. Ein meditativer Moment stellt sich ein. Ich bin regelrecht gefangen im Moment. Ein Erlebnis, das man mit Trance oder „Flow“ sehr gut beschreiben kann.Der gleichmäßige Klang verrät mir, dass das Werkzeug sauber schneidet. Alle Dinge des Alltags sind weit entfernt und die Konzentration liegt nur auf dieser einen Sache. 

Wiederum beginnt pure Achtsamkeit. Ich bin hier und erlebe das Drechseln als große Freude und Zugewinn.  

Dankbarkeit, Zufriedenheit und Wertschätzung

Ich bin dankbar, dass ich die Chance habe so ein tolles Hobby auszuführen. Es gibt mir immer wieder die Möglichkeit mich auf so unterschiedliche Art und Weise weiter zu entwickeln. Der Nussbaum hat wie auch wir, so einiges in seinem Leben erlebt. Ich bin sehr dankbar, dass er nicht zu schnell verfeuertem Brennholz verarbeitet wurde, sondern, dass er eine ihm ebenbürtige Verwendung hat, die der Nachwelt sein unbeschreiblich schönes Holzbild zeigt.  

Den durch die Kernfäule verursachten Ausbruch am Schalenrand (Markröhre) habe ich ganz bewusst mit Blattgold veredelt und in Szene gesetzt. Der Fehler gehört zu dieser Schale so, wie unsere Fehler zu uns gehören. Durch den Ausbruch und das Gold hat diese Stelle eine besondere Würdigung und Wertschätzung erhalten. Auch das ist wieder ein Hinweis, dass Fehler zu unserem Menschsein gehören. Wenn wir die richtigen Lehren daraus ziehen, können wir wachsen und würdigen uns selbst. 

Ich bin dankbar, dass ich in keinem Vergleich oder Wettbewerb zu anderen stehe, dankbar, dass ich durch das Drechseln so positive Gefühle habe, dankbar, dass ich den Prozess mit dir teilen durfte, dankbar, dass ich durch das Drechseln eine enorme Zufriedenheit und Selbstliebe erfahre und dankbar, dass ich so viel mehr meine Mitmenschen sehe. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Mal, wenn ich wieder den Prozess begleiten darf: „Wie sich die Schönheit des Baumes verwandelt“.

Hierbei möchte ich erwähnen, dass ich grundsätzlich und auch im Sinne der Nachhaltigkeit, nur regionale Stämme verwende, die auf Grund von Alter, Baumkrankheiten oder Baumschnitten gefällt wurden.

Ich mache mich auf, ich entdecke, ich beobachte, ich halte inne, ich fotografiere

Ich mache mich auf

An einem frühen und nebligen Sonntagmorgen im Herbst mache ich mich wieder auf, um zu fotografieren. Auf dem Weg kam bei mir die Frage, was mich in dieser frühen Morgenstunde antreibt. Wäre es nicht einfach besser gewesen im warmen Bett auszuschlafen? Welches Ziel verfolge ich in den nächsten ein bis zwei Stunden?

Mein Ziel und gleichzeitig auch meine Motivation war es, einen ganz bestimmten Moment am Tag einzufangen und festzuhalten. Eine entscheidende Rolle, um ein gutes Ergebnis zu erzielen, spielte dabei die aufgehende Sonne die sich den Weg durch den Nebel bahnte. Auf dem Weg zum naheliegenden Wald ging es stetig den Berg hinauf.  Mit gleichem Rhythmus in den Pedalen kam ich meinem Ziel nur langsam näher. In Gedanken suchte ich schon vorweg den idealen Ort, um das Licht im vernebelten Wald einzufangen. Am Waldrand angekommen ging es zu Fuß weiter.

Ich entdecke

Wie auf Knopfdruck kehrt in mir ein Moment der Ruhe ein. Der Waldboden ist gesäumt von tausenden Blättern. Jeder Schritt ist hörbar und angenehm weich. Die Sicht war auf Grund des starken Nebels, nur wenige Meter weit. Wassertropfen fallen von den Blättern herab und erzeugen durch auftreffen auf ein anderes Blatt ein hörbares trommeln. Ein angenehmer Waldduft breitet sich in meiner Nase aus. Voller Spannung und Erwartung entdeckte ich immer wieder neue Dinge abseits des Weges.

Ich beobachte

 Über mir höre ich an einem Ast ein Specht klopfen. Ein tolles Fotomotiv das sich mir da bot. Nur ich und der Specht. In einem ausreichend guten Abstand beobachte in den klopfenden Vogel länger. Das dumpfe Geräusch, dass durch den Schnabel hervorgerufen wurde, schallte durch den ruhigen Wald. Nach zwei bis drei Aufnahmen ging die Reise weiter.

Ich halte inne

Nach wenigen Metern kam ich der aufgehenden Sonne immer näher. Hinter der nächsten Weggabelung ist der ideale Ort gefunden. Ich suchte nach den richtigen Kameraeinstellungen, veränderte meinen Standpunkt um den Blickwinkel zu verändern. Durch den Sucher der Kamera fokussierte ich ein in der ferne liegenden Punkt. Die ersten Probeaufnahmen sahen schon sehr vielversprechend aus. Jetzt hieß es zu warten und „inne zu halten“. Für mich ein sehr schöner Zeitpunkt der sich in mir ausbreitete. Verharren im Moment – seine Gedanken unterbrechen – pausieren – anhalten – aussetzen – loslassen. Fasziniert sein von der Schöpfung Gottes. Ich schloss die Augen und genoss den Augenblick. 

Ich fotografiere

Unterbrochen durch den Fußgänger, und das Rascheln des Laubes, war die Konzentration wieder auf das Endergebnis gerichtet. Nach einem netten Gespräch mit dem älteren Herrn richtete ich meine Kamera auf die Szenerie. Wissend, dass der Mann auf dem gleichen Weg zurückkam, ergab sich dadurch auch eine zweite Möglichkeit, diesen sehr schönen Moment festzuhalten. Ein schöner Start in den Tag, der sich deutlich von den routinemäßigen Tagen abhob. Gerne erinnere ich mich an die Tour zurück und freue mich schon auf das nächste Projekt. 

Eine runde Sache

Die Feier war vom Anfang bis zum Ende eine runde Sache. Der Urlaub war sehr schön, einfach eine runde Sache. Jeder von uns kennt die Redewendung und hat sie schon in zahlreichen Alltagssituationen benutzt. Oftmals gebrauchen wir die Aussage im Zusammenhang, wenn eine Sache gut gelungen oder gut gelaufen ist. 

In dem Beitrag will ich versuchen, die Herstellung einer Holzkugel und die daraus resultierende runde Form näher in Augenschein zu nehmen.

Ein Kreis oder eine Kugel steht für eine Einheit. Eine Kugel hat keine Kanten und wirkt somit auf uns sehr harmonisch und ruhig. Es gibt keinen Anfang und kein Ende und ist somit endlos. Für mich sind hier drei Fragen von besonderer Bedeutung.

Was finden wir an einer runden Kugel so schön? 

Ist es möglich, dass wir positive Bilder aus unserer Lebenskugel entnehmen können?

Können wir vielleicht Anhaltspunkte für eine „innere Mitte“ finden? 

Was finden wir an einer Kugel so schön?

Zunächst versuche ich auf die erste Frage eine Antwort zu finden. Hierbei muss klar sein, dass die Ästhetik oder Schönheit eines Gegenstandes immer im Auge des Betrachters liegt. Wie schon oben beschrieben, kann uns schon die alleinige Betrachtung einer Kugel positiv stimmen. Ein weiterer Grund könnte durchaus die Monotonie unserer eigenen rechtwinkligen Wände sein. Die Kugel bietet hier einen schönen Kontrast zu unserem üblichen Umfeld.

Ein weiterer Aspekt den ich häufig beobachte ist, dass eine Kugel gerne in die Hand genommen wird. Dabei zeigt sich immer wieder das gleiche Phänomen. Die Kugel wird in den Handflächen in alle Richtungen gedreht und abgetastet. Somit gewinnen wir Informationen über Oberflächen- und Farbstruktur. Oftmals wird eine glatte und sehr fein geschliffene Oberfläche favorisiert. 

Aus einem zunächst sehr groben Holz entsteht eine gleichmäßige, runde konvexe Form. Das Holzbild auch Fladerung genannt, macht die Kugel zu einem einzigartigen Unikat. Dabei werden gerade Wuchsfehler, Ausbrüche oder Unregelmäßigkeiten innerhalb der Kugel, besondere Beachtung geschenkt. Mit der Berührung eines wohlgeformten und langsam gewachsenen Stück ´s Natur verbinden wir offensichtlich positive Gefühle. 

Gleiten wir mit unserer geöffneten Hand über die Kugel scheinen einige Stellen spiegelglatt, ja perfekt zu sein. Plötzlich kommt dann wieder der Moment, in der eine fehlerhafte Position ertastet werden kann. Dabei gleicht keine Kugel einer anderen Kugel. Eben so wie bei uns Menschen. 

Die Lebenskugel

Die zweite Frage ist, welche positiven Bilder uns eine Kugel vermitteln kann. Jeder von uns wird zunächst durch seine Eltern geprägt. Durchläuft dann verschiedene Lebenskreuzungen wie Schule, Beruf, Freundeskreise, Beziehungen (Ehe), Schicksale usw. Sehen wir uns in der Position einer Kugel, dann könnte man sagen, die Lebens – Kugel bewegt sich Tag für Tag immer ein Stück weiter. Einige Hindernisse überrollen wir gut und andere benötigen unter Umständen Umwege oder mehrere Anläufe. Auch das Scheitern an einer Hürde kann möglich sein und lässt uns evtl. andere Wege einschlagen.

Gerade bei schwierigen Kreuzungen und Lebenssituationen, gerät unsere Lebenskugel ins stocken und benötigt einen Impuls in eine andere Richtung. Auch die Suche nach Sinn und Selbstwirksamkeit scheint in der gegenwärtigen Zeit eine immer wichtigere Stellung einzunehmen. Der Markt an Personal Coaching und spiritistischen Angeboten ist dabei so überladen, dass wir schnell orientierungslos werden können. Trotz immer mehr Möglichkeiten scheint die Unzufriedenheit in einigen Bereichen innerhalb unserer Gesellschaft zu steigen! Antworten auf zentrale Fragen des Daseins scheinen bei vielen Menschen nur unzureichend befriedigt.

Die innere Mitte

Vielleicht finden wir eine kleine Richtschnur und Orientierung bei einer einfachen Holzkugel. Holz nimmt je nach Umgebung Wasser auf oder gibt es wieder ab. Dadurch verändert sich mit den Jahren die zunächst sehr präzise runde Form zu einem ovalen Objekt. Rollt man die Kugel auf einem geraden Untergrund können durch die Umwuchten kleinere Sprünge entstehen. Auch Ausbrüche oder unterschiedliche harte und weiche Zonen innerhalb des Holzes können ein Grund für dieses Phänomen sein.

Wie schon oben beschrieben, macht auch unsere Lebenskugel im Verlauf unseres Lebens die unterschiedlichsten Erfahrungen. Einige Erfahrungen schleifen die Kugel sehr schön rund und lassen uns schnell vorankommen. Andere wiederum sind von Hass, Neid, Enttäuschung und Wut geprägt. Aus manchen kommen wir gestärkt heraus und andere werden uns zur Last. Es entstehen Vertiefungen und Narben innerhalb der Lebenskugel. Diese innerhalb unserer runden Form zu verarbeiten ist dabei ohne externe Hilfe nicht immer so schnell möglich. 

Die Suche zum Mittelpunkt der Kugel und zu unserer inneren Mitte beginnt somit immer wieder von Neuem.

Hierzu eine eigene Überlegung. Gott hat uns bewusst unterschiedlich geschaffen. Wir sind nicht alle aus dem gleichen Holz geschnitzt. Auch haben wir härteres Holz (Stärken) und weicheres Holz (Schwächen) mit hunderten von Zwischenstufen. Je nach Persönlichkeitsstruktur und Hilfesystem gehen wir mit Prüfungen innerhalb unseres Lebens unterschiedlich um. Gott hat uns auch die Freiheit geschenkt, die unterschiedlichsten Erfahrungen und Angebote zu nutzen. Dabei muss jeder für sich selbst prüfen, ob er mit seiner (neuen) Ausrichtung Antworten bekommt und seine Lebenskugel positiv ins Rollen bringen kann. Einige Sprünge unserer Kugel, wird Gott dabei leichter und andere härter abfedern. Er kennt mich und meinen Weg genau und weiß, dass ich nicht nur runde Formen habe. Dabei sollte ich auch immer wieder versuchen, positiv mit mir und meinen Mitmenschen umzugehen. Mit Gott an meiner Seite und Vertrauen auf ihn, wird mein Leben und mein Weg zu einer runden Sache. Die Vernarbungen lässt Gott in schöne Farbbilder wandeln. Mit Gott kommt Farbe ins Leben.

Wenn Holz sprechen könnte

Restauration der St. Martin Kirche in Ettlingen

Wer zu Besuch in Ettlingen ist, sollte sich zumindest eine der drei wichtigsten Gebäude der Kreisstadt näher anschauen. Hier seien das Rathaus, Schloss und die St. Martin Kirche genannt. Letztere erfährt zur Zeit eine Erneuerung, damit das schöne Gotteshaus auch für kommende Generationen Platz findet. Was die Restauration mit der Überschrift, „Wenn Holz sprechen sprechen könnte“ zu tun hat, wird im Folgenden geklärt.

Aktuell kann man fast von allen Seiten der verwinkelten Gassen das imposante Gerüst begutachten, das die St. Martin Kirche umhüllt. Die Restauration der St. Martin Kirche ist in vollem Gange und nach dem Fortgang zu beurteilen in den Endzügen. Wer sich davor, oder im Innern der Kirche befindet, wird feststellen, dass verschiedene Bauepochen das Gebäude durchziehen. Oft unbeachtet laufen Menschen an diesem imposanten Bauwerk der Zeitgeschichte vorbei, ohne zu wissen welcher Schatz sich darin verborgen hält.

Zeitgeschichte

Von den drei oben genannten historischen Bauwerken in Ettlingen ist die Martinskirche das weitaus älteste Bauwerk. Die Kirche wird oft als Mutterkirche des Albtals bezeichnet. Das jetzige Gebäude, so wie wir es  kennen, beinhaltet verschiedene Kulturepochen der über 1000 jährigen Geschichte. 

So ist der Unterbau des Vierungsturms romanisch. Der Chor von den Ettlinger liebevoll „Chörle“ genannt und der achteckige Glockenstuhl hochgotischer Herkunft. Das Langhaus mit prächtiger Westfassade zeugen von barocker Abstammung. 

In den Jahren von 1934 – 1937 wurden anlässlich einer Kirchenrenovation im innern der Kirche die Heizungsanlage erneuert. In diesem Zuge kamen Überreste eines römischen Bades zum Vorschein. Vermutlich wurde das Bad im 2. Jahrhundert nach Christus errichtet. 

Wiederaufbau 1732 durch die Markgräfin Sybilla Augusta

Im Zuge des pfälzischen Erbfolgekrieges brannte die spätgotisch vollendete Martinskirche völlig aus. Nur durch eine private Zugabe der Markgräfin Sybilla Augusta war es möglich, den Wiederaufbau finanziell zu sichern. Die Investitionssumme lag damals bei 8000 Gulden. Der Barockbaumeister Johann Ludwig Rohrer aus Rastatt wurde mit dem Aufbau der Kirche beauftragt. Es entstand ein einschiffiges Langhaus mit einer prachtvollen Westfassade.

Gedrechselter Stift aus den Dachbalken der St. Martin Kirche

Im Zuge der Restauration war es mir möglich, an ein Dachbalkenstück genau aus dieser Zeit zu kommen. Dabei kam mir die Idee, ein Stück dieser bemerkenswerten Zeitgeschichte in Form von Nutzgegenständen zu erhalten. Bedenkt man das Wachstum der Eiche, so ist das Holzstück mindestens über 300 Jahre alt! 

In der Mitte des Balkenstücks befindet sich eine vierkantförmige Vertiefung. Darin befand sich ein eiserner Nagel den ich mit großer Vorsicht aus dem Holz löste. Ein wunderschönes Relikt der damaligen Zeit.

Durch die Faszination eines Stück Holzes kommen in mir Fragen auf

Während ich das Holzstück in meinen Händen halte und in kleinere Stücke zersäge, kommt in mir immer wieder ein Gefühl der Ehrfurcht auf. Dabei entwickelten sich bei mir unterschiedliche Fragestellungen.  

Was hat dieses Holzstück schon alles durchlebt und überstanden? Wie vielen Menschen bot dieses Material Schutz und Obhut und war Mittel- und Ausgangspunkt für religiöses Leben? Wie konnte das Holz über Jahrhunderte hinweg, bis zum heutigen Tag seine Funktion erfüllen? Faszinierend wenn man bedenkt, dass ein Großteil des Dachstuhls immer noch durch dieses Holz getragen wird. Auch das in so einem zunächst banalen Stück Holz eine Menge an handwerklicher Kunst steckt ist vielen nicht bewusst.

Zu dieser Zeit wurde der Balken von Hand mit einem Beil behauen und aus einem ganzen Stamm gefertigt. Die verwendeten Nägel wurden von Hand geschmiedet. Die viereckige Form des Nagels am Schaft, zeugt von einem Schmied der mit viel Gefühl gearbeitet hatte. Eine faszinierende individuelle Meisterleistung die in der heutigen Zeit nicht mehr vorstellbar ist.

Wenn Holz sprechen könnte

Nehmen wir einmal an, das Holz könnte sprechen. Was würde uns der Werkstoff mit auf den Weg geben? Was können wir aus der vergangenen Geschichte lernen? 

Ein erster Gedanke der in mir sofort aufkam ist die kurze Lebensdauer, mit der wir zur Zeit Baustoffe verwenden. Die Ausbeutung von fossilen und nicht regenerativen Energien ist im vollem Gange. Gerade im Zuge von Nachhaltigkeit müssen wir im Hinblick auf kommende Generationen einiges überdenken. 

Ruhe, Stille und Gebet

Die Langlebigkeit des Holzes kam meines Erachtens durch zwei Faktoren zu Stande. Die Ruhe und die Stille über Jahrhunderte hinweg, ohne dass der Mensch störend eingegriffen hat. So konnte das Holz eine schützende Patina anlegen und langsam vor sich hin – reifen. Zahlreiche alte Gebäude aus Holz überstehen mehrere Jahrhunderte bis in die heutige Zeit!

Vielleicht sollten wir gerade in diesen und in den kommenden Zeiten mehr den schützenden Raum der St. Martin Kirche aufsuchen. So können wir uns in der Ruhe und der Stille neu ausrichten und uns eine schützende Patina für die Anforderungen des Lebens anlegen lassen. In der Ruhe, Stille und Gebet (Meditation) das Wesentliche denken, danken und erbitten! Von einem zunächst banalen Stück Holz, das ich aus der Schuttmulde geborgen habe, können wir so noch einiges lernen. 

Der Beitrag darf gerne kommentiert und geteilt werden:). 

Quellenangabe

Schallmayer, Egon 1994: St. Martin in Ettlingen; Beiträge zur Geschichte der Stadt Ettlingen Band 13. Verlag Kraft Druck und Verlag GmbH Ettlingen