Was uns antreibt!

Einleitung

Die Frage, „was uns antreibt“ beschäftigt mich schon seit längerem. Die Freude etwas eigenes zu schaffen, das haben schon Kleinkinder beim Spiel im Sandkasten, bei der Konstruktion mit Legosteinen oder beim Bau einer Bettenburg in heimischen Gefilden. Der Mensch scheint sich vermehrt danach zu sehnen, fernab seiner beruflichen und schulischen Verpflichtung, einem Zeitvertreib nachzugehen, der Anspannung und zugleich auch Entspannung bietet. Die Palette an Möglichkeiten geht in der heutigen Zeit ins fast Unermessliche. An dieser Stelle finde ich es interessant der Frage nachzugehen, warum wir bestimmten Handlungen verstärkt Beachtung schenken.

Was uns antreibt? Was ist unser Motiv? Welche Anreize ergeben sich durch die Sache? Welche Bedürfnisse werden befriedigt?  

Psychologen wie Deci & Ryan haben innerhalb der Selbstbestimmungstheorie festgelegt, was motiviertes Verhalten befördert. Folgend sind drei Faktoren aufgeführt, die die Theorie untermauern. Darüber hinaus versuche ich die Theorie im Einklang mit unseren Hobbys, insbesondere dem Drechseln, zu bringen.

Soziale Eingebundenheit

Die Soziale Eingebundenheit, die angibt, dass es wichtig ist, dass wir in sozialen Gruppen eingebunden und vernetzt sind. Hierbei scheint es ein Bestreben zu sein, mit unseren Mitmenschen einmal mehr und weniger in Kontakt zu bleiben. Die Intensität des Kontaktes ist natürlich individuell verschieden und auch abhängig von dem was Individuen verbindet. Auch in der Gesundheitsprävention ist durch Studien belegt, dass unsere Gesundheit durch die Teilhabe am sozialen Leben, positiv beeinflusst wird. Gleichzeitig ist dabei der konstruktive Austausch wichtig, der zu einer förderlichen Kommunikation führen kann. Die sozialen Netzwerke unserer Zeit, zeichnet sich ein verstärkter Wunsch nach Kommunikation ab.

Nicht nur die uns bekannten Plattformen, sondern auch Räume, die einen fachlichen und zielgerichteten Austausch bieten, blühen auf. Die Medien geben uns ein „mehr“ an Möglichkeiten, das vor einigen Jahren nicht vorstellbar war. Natürlich lässt sich in einem realen Gespräch, „ein viel mehr“ an verbalen und nonverbalen Informationen mitteilen, welches meiner Ansicht nach, eine höhere Gewichtung einnimmt.     

Viele die einem Hobby nachgehen, haben mehrere Möglichkeiten und Plattformen sich untereinander, konstruktiv auszutauschen. Auch die Drechselgemeinde, hat hierzu Online Plattformen, wie zum Beispiel,  „German Woodturners“, in der sich Gleichgesinnte untereinander konstruktive Hilfestellung, in verschiedenen Bereichen des Drechselns, geben. Zusätzlich gibt es regelmäßig stattfindende Stammtische, in denen die Anhänger voneinander lernen, in einen Dialog kommen und gerne Informationen austauschen. Innerhalb der Vielfalt der Angebote, lassen sich ebenso der ambitionierte Könner, als auch der Einsteiger, ausmachen. Von Bedeutung ist indes nicht nur, im handwerklichen Tun besser zu werden, sondern sich im Herzen der gemeinsamen Sache zu verständigen —> „Ich gehöre in eine Gemeinschaft“ – „Ich fühle mich (sozial) eingebunden“ – „Ich gebe und ich bekomme Hilfe“.

Autonomie

Weiter wird der vielgedeutete Begriff der „Autonomie“ aufgeführt, der besagt, dass jeder sein eigenes Handeln kontrollierend beeinflussen kann. Unabhängig und selbstbestimmt zu handeln, bedeutet auch selbstständig in seinen Entschlüssen zu sein. In Deutschland wird das Recht auf die „freie Entfaltung der Persönlichkeit“, im Grundgesetz, in Artikel 1, Absatz 1, garantiert. Was sind meine Vorstellungen und Ziele im Leben – kurz gesagt, was will ich, und was tut mir gut. Das scheinen zwei Grundfragen zu sein, die ein autonomes und selbstbestimmtes Leben beeinflussen. Dabei ist es wichtig, unabhängig von anderen Personen Entschlüsse und somit auch Vorhaben realisieren zu können. Inmitten des Dialogs mit Hobbydrechslern stelle ich immer wieder fest, dass die Tätigkeit, in Mitten des Hobbys, zahlreiche  „selbstbestimmte“ Möglichkeiten, aufzeigt.

Die meisten Nennungen hierzu sind, die freie Formgebung, die freie Holzauswahl, die Wahl des Werkzeuges und die individuelle Gestaltung der eigenen Werkstatt. Gerade die Werkstatt als eigener Erfahrungs-, Kreativ- und Schaffensraum, nimmt bei Drechslern einen wichtigen Stellenwert ein. Frei zu sein, sich im Raum frei bewegen zu können und sich frei von den eigenen Gedanken treiben und leiten zu lassen, ist die Wurzel der Kreativität. Somit entsteht ein Frei-Raum, in dem sich der Gestalter sowohl funktionell wie auch gestalterisch identifiziert und zurechtfindet. Zentraler Punkt ist die ungebundene Zuwendung zu einer Sache, bei dem wir uns als Urheber selbst bestimmen können, wieviel Engagement und Zeit wir dafür investieren. https://de.wikipedia.org/wiki/Autonomie

Kompetenz

Abschließend ist es für unsere Motivation förderlich, Kompetenz zu vertiefen und auszubauen. Wirksam zu sein in der gegenwärtigen aktuellen Umwelt, stellt meines Erachtens ein Grundbedürfnis dar, das für den Anfänger, wie auch für den ambitionierten Hobbydrechsler, erstrebenswert ist. Fragestellungen könnten sein, wie kann ich meine Drechseltechnik (Handhaltung der Werkzeuge) verbessern. Kann ich mir durch scharfe Werkzeuge, Schleifarbeit ersparen? Wie können konvexe und konkave Formen in einem harmonischen Einklang zueinander stehen? Das hergestellte Produkt nimmt Einfluss auf meine weitere Wertigkeit in diesem Schaffensprozess. Ist es mir wichtig, dass ich besser werde? Welchen Anspruch habe ich mir selbst gegenüber? Erst nach Klärung dieser individuellen Fragen, kann ich sinnvolle weitere Schritte planen.

Fazit

Darüber hinaus lässt sich im Allgemeinen feststellen, dass Hobbys oder Beschäftigungen, parallel zu unserem beruflichen oder schulischen Leben einen wichtigen Stellenwert einnehmen können. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob Talent oder Kenntnisse vorhanden sind. Irgendwann gab es bei jedem den Moment, in dem der Entschluss gefasst wurde, das will ich machen, dafür investiere ich Zeit und Geld, da gibt es die Möglichkeit aufzugehen…. ja vielleicht auch ein Stück Selbstfindung. Aus anfänglichen Neigungen entsteht zunehmend ein Entschluss, der unseren Willen über die Zeit ausformen kann. 

In meiner Arbeit als Lehrer, stelle ich immer mehr fest, dass außerschulische Betätigungen (Hobbys), (leider) immer weiter zurückgefahren werden oder für Schüler keinen Anreiz mehr bieten. In diesem Punkt stellt sich für mich die Frage, waren es nicht unsere Hobbys, die uns erkennen haben lassen, was wir heute sind? Sicherlich verändert sich der persönlich Werdegang, durch unterschiedliche Umstände mit der Zeit und das ist auch gut so. Mir geht es aber vermehrt um die wichtigen Schlüsselkompetenzen (soft skills). 

Wie gehe ich auf andere Menschen zu? Konfliktsituationen meistern, aber wie? Wie erarbeite ich mir neue Arbeitsinhalte? Veränderungen, wie reagieren wir darauf?

Wenn wir ehrlich zu uns sind, haben wir nicht diese und andere Fragen beim Spiel und beim gemeinsamen ausüben unserer Hobbys erlebt? Können Kinder oder Jugendliche auch heute noch, vermehrt das Erleben und über Erfahrung lernen? In einem weiteren Blog will ich über Erfahrungswerte, beim Drechseln mit meinen Schülern sprechen. 

Ich bin sehr an eurer Meinung interessiert! Schreibt mir einfach einen kleinen Kommentar, damit wir ein großes Stimmungsbild einholen können :). 

Euch hat mein Beitrag gefallen? Dann teilt ihn. 

Quelle: https://cbrell.de/blog/selbstbestimmungstheorie-der-motivation

2 Antworten auf „Was uns antreibt!“

  1. Die (soziale) Bindung ist wohl eines der Schlüssel zum Verständnis des Menschen an sich. Unterbleibt diese Bindung, wird diese durch „Süchte“ kompensiert. So sehr ist unser Drang nach Bindung.
    Auch die „sozialen“ Netzwerke können diesen Verlust nicht kompensieren, auch jegliche andere Sucht nicht. Ich habe hier mal einige zusammengestellt:
    https://www.schnappfischkapitalismus.de/2017/01/die-ursache-von-sucht-erkennen/

    Gerade Lean Liedloff mit ihrem wunderschönen Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ zeigt hier einen wirksamen Weg auf, wie wir wieder zu diesen Bindungs-Wurzeln zurück finden können.

    Guten Start ins das aufregende Jahr 2021!
    Roland

  2. Ich stimme diesem Blog Beitrag zu. Es ist wichtig ein Hobby zuhaben mit dem man, etwas verbindet oder Spaß hat.

    Ich freue mich auch schon sehr auf den nächsten Blogbeitrag. Und um wieder etwas lernen zu können.

    mfg Daniel

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